05.07.2021 - 4 Einwohnerfragestunde
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4
- Gremium:
- Bauausschuss Koserow
- Datum:
- Mo., 05.07.2021
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 19:30
- Anlass:
- Sitzung
Wortprotokoll
Einziger Gegenstand der Einwohnerfragestunde ist das Thema des neuen Einkaufsmarktes in Koserow.
In einer teilweise emotional geführten Diskussion trägt die Bürgerinitiative (BI), insbesondere ihre Sprecherin Frau Kerstin Rupp, ihre Kritik an der Vorbereitung des Neubaus eines Lebensmittelmarktes an der Hauptstraße vor.
Die Ablehnung der Mitglieder der BI bezüglich Marktstandort und –größe lässt sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
Standort
Einige Bewohner der an den geplanten Marktstandort angrenzenden Anwesen lehnen den zu erwartenden großen Baukörper in ihrer Nachbarschaft ab. Sie befürchten die Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und einen Wertverlust ihrer Grundstücke durch erhöhtes Verkehrsaufkommen, verstärkte Emissionsbelastung, Verunstaltung des Ortsbildes, Zerstörung von Natur und Landschaftsbild.
Frage: Warum wird kein anderer Standort mit der gleichen Intensität geprüft wie der jetzt in Betracht gezogene?
Verkehrsführung
Der favorisierte Standort des Marktes direkt am Kreisverkehr wird zu einer weiteren Verschärfung der schon jetzt in der Hauptsaison chaotischen Verkehrssituation am Ortseingang führen.
Frage: Gibt es ein Konzept zur Beherrschung des zu erwartenden zusätzlichen Autoverkehrs? Wer trägt die Kosten, wenn der Verkehrsfluss nachträglich durch Straßenbauarbeiten korrigiert werden muss?
Die Mitglieder der BI befürchten einen „Einkaufstourismus“ von anderen Orten der Insel zum geplanten attraktiven Vollsortimenter in Koserow.
Marktgröße
Die von den Vorhabensträgern ins Gespräch gebrachten 1.600 m² Verkaufsfläche werden von den Mitgliedern der BI als überdimensioniert abgelehnt. Laut BI wäre das der größte Markt auf der Insel.
Fragen: Gibt es ein Einzelhandelskonzept? Wie groß ist der tatsächliche Bedarf der Einwohner?
Die BI-Mitglieder prophezeien eine „Kannibalisierung des Einzelhandels“, den Bankrott kleinerer Märkte und Geschäfte in den Nachbarorten, es habe ein Gespräch mit dem BM von Zempin gegeben, der diese Sorge teile.
Vorschläge der Mitglieder der BI:
Der Markt soll deutlich kleiner und mit einem Mindestabstand von 20 Metern von ihren Grundstücken errichtet werden oder aber an einem anderen Standort, wie zum Beispiel in der Ortsmitte (Parkplatz Förster-Schröder-Straße) oder auf dem Parkplatz an den Torflöchern.
Resümierend wirft die BI dem Gemeinderat ein „Durchpeitschen“ des Rewe-Projektes vor.
Sie sind nicht damit einverstanden, dass nur sie die Folgen des Tourismus zu tragen hätten und nicht auch die Bewohner der Ortsmitte.
Der Bürgermeister, Mitglieder des Gemeinderates und weitere Einwohner gehen in der Diskussion auf die Sorgen und Vorschläge der Mitglieder der BI ein:
Ausgangssituation
Der bestehende Netto-Markt kann wegen seiner begrenzten Kapazität nicht den Bedürfnissen der Einwohner und Urlauber bezüglich Verkaufskultur und Warenangebot entsprechen. Seit Jahren wird deshalb von den Koserower Bürgern ein weiterer Lebensmittelmarkt in Form eines Vollsortimenters gefordert, sodass sie nicht mehr als „Einkaufstouristen“ die umliegenden Orte aufsuchen müssen, um ihre Einkäufe zu erledigen. Vertreter verschiedener Handelsketten sind an den Bürgermeister in dessen Sprechstunde herangetreten, bis auf Rewe zeigten sie nach ersten Kontakten kein weiteres Interesse, so dass die Gemeinde zur Zeit nur mit Rewe im Gespräch ist. Die Standorte Parkplatz Förster-Schröder-Straße und Parkplatz Torflöcher wurden von allen Interessenten als ungeeignet abgelehnt.
Es existiert ein Einzelhandelskonzept mit einem zweiten Marktstandort neben dem Nettomarkt.
Gegenwärtiger Stand der Gespräche und Entscheidungen
Momentan ist nur der Interessent Rewe gewillt, in Koserow zu bauen. Er wurde vom Gemeinderat aufgefordert, seine Vorstellungen zu überarbeiten u.a. mit dem Ziel, die Verkaufsfläche zu reduzieren. Wegen der Urlaubssituation steht eine Antwort aus.
Es gibt noch keine Entscheidung zum Projekt, die Argumente werden gesammelt und sind Grundlage der weiteren Projektentwicklung.
Zur Verkehrssituation
Herr Blome entkräftet die Vorwürfe von Mitgliedern der BI an die Gemeinde, den unbefriedigenden jetzigen Zustand zum Verkehrsfluss am Ortseingang Koserow verschuldet zu haben. Er schildert die Auseinandersetzungen mit dem damals zuständigen Straßenverkehrsamt, das seine wirklichkeitsfernen Vorstellungen gegen die Meinung des damaligen BM Hilpert durchsetzte und damit die heutigen verkehrstechnischen Probleme verursachte. Die damaligen Fehlentscheidungen des Straßenverkehrsamtes dürfen nicht dazu führen, dass heute ein dringend notwendiger Lebensmittelmarkt verhindert wird. Im Zuge des Markt-Projektes ist eine zufriedenstellende Gesamt-Verkehrslösung für den Ortseingangsbereich (Karls, Bahnhof, Stolz, Lebensmittelmärkte usw.) zu realisieren. Eine Ortsbegehung mit dem Straßenverkehrsamt zu dieser Problematik fand bereits statt.
Weiteres Vorgehen
Der Gemeinderat ist selbstverständlich bereit, Gespräche mit weiteren Anbietern für einen Markt zu führen.
Nach der geschilderten Diskussion sollte die Beschlussvorlage zur Aufstellung des Bebauungsplanes für den Lebensmittelmarkt überarbeitet werden, wobei die Meinungen der Bürger wie auch das Amt weiter einzubeziehen sind.
Unstrittig ist die Notwendigkeit der zeitnahen Errichtung eines zweiten Lebensmittelmarktes in Koserow zur Sicherung der quantitäts- und qualitätsgerechten Versorgung der Einwohner und ihrer Gäste mit Waren des täglichen Bedarfs im eigenen Ort.